Gebet eines Pferdes

Ich bin nur ein Pferd,
Herr, doch brav bin ich treu
und willens,
mein Bestes zu geben
für etwas Hafer und Heu.
Dazu noch frisches Wasser
und ein trock´nes Bett,
um zu ruh´n - mehr ist es nicht,
was ich brauche,
dafür will ich alles tun,
um dich zufriedenzustellen.

Doch reit mich mit sanfter Hand,
auch wenn ich nicht gleich begreif
hab´ nur einen Pferdeverstand.
Du bist mein Herr und Meister,
vom Schicksal für mich erwählt,
drum schenk mir ein gnädig Ende,
wenn meine Tage gezählt.

Wenn ich alt und schwach geworden,
dann laß mich sterben dort
wo man sicher und schmerzlos mich tötet
und nicht an fremden Ort.

Bin allzeit ein Freund dir gewesen
und hab´ dir treulich gedient,
drum sollst du als Freund mich behandeln,
mir ein würdiges Ende verdient.
Ich bitt´ dich im Namen des Heilands,
ohne den kein Sperling fällt,
der geboren in einem Stall,
uns alle liebt und erhält.

Jo Mihaly
lebte von 1906 bis 1988. Sie war nach- und nebeneinander Tänzerein, Buchautorin, Poetin und hat lange Jahre in der Emmigration in der Schweiz verbracht. Von ihrem Gebet eines Pferdes sind viele Versionen und Variationen im Umlauf.


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